Wenn man einen historischen Bauernhof neu erfinden wollte, man würde ihn wohl genauso bauen wie wir Hof Eggers in der Ohe heute vorfinden. Die Szenerie könnte einem Bilderbuch entstammen: Ein altes Hufnerhaus, alte Scheunen, Wiesen, Weiden und Felder soweit man blicken kann, umsäumt von Bäumen.

Verkehrslärm, moderne Bebauung oder Industrie gar sucht man hier vergebens. Es ist eine Oase der Ruhe. Wer es nicht weiß, der staunt ungläubig, dass dies hier noch Hamburg sein soll. Hof Eggers in der Ohe ist eben kein Bauernhof wie jeder andere. Nicht nur die Lage ist einzigartig in Hamburg, sondern auch die Geschichte, und die beginnt bereits sehr früh!

Die erste urkundliche Erwähnung „In O“ lässt sich auf das Jahr 1302 datieren. 1535 wurde der heute noch existierende Speicher errichtet und ist damit das älteste noch existierende Wirtschaftsgebäude Hamburgs! Im Jahr 1628 übernimmt ein Eggert Timmann den Hof und beginnt damit eine lange Familiengeschichte. Seit dem befindet sich der Hof in Familienbesitz – und das nun schon in 15. Generation.

Georg Eggers, der den Hof am 1. Juli 1967 übernahm, führte den Hof erfolgreich durch sich verändernde Zeiten. Sein Urgroßvater Jacob Eggers begann ab 1900 mit der Einführung von damals neuartigen Maschinen, wie Mähbinder, Dreschmaschine und Heuaufzug. Die industrielle Revolution erreichte Anfang des 19. Jahrhunderts die Landwirtschaft.

Auch Georg Eggers setzte diesen Trend weiter fort und betrieb von 1967 bis 1987 moderne Landwirtschaft, wie es damals üblich war, d.h. mit Chemieeinsatz, synthetischem Düngemittel, Weidenumbruch, Verdoppelung der Betriebsfläche und Aufstockung der Tierbestände.

Doch für Georg Eggers spielten die traditionellen, bäuerlichen Werte schon früh eine tragende Rolle. So mussten die alten Gebäude keinen neuen weichen, sondern wurden liebevoll renoviert und gleichzeitig die Baum- und Knickbestände gehegt und gepflegt. Mit der Zeit nahmen die Bedenken, ob die moderne Form der Landwirtschaft die richtige ist, immer mehr zu.

Ökologischer Landbau

1990 fiel der Entschluss den gesamten Hof auf ökologischen Landbau umzustellen. Ein Jahr später folgte die Mitgliedschaft im Naturlandverband. Diese Entscheidungen brachten große Veränderungen mit sich. Es galt nun die Richtlinien für den ökologischen Landbau und des Naturlandverbandes umzusetzen, was mit gehörigem Aufwand verbunden war. Doch es traf auch den Trend nach Bioprodukten und dem Bedürfnis nach Natur der Menschen.

Irgendwann entwickelte sich die Idee den Hof für die Besucher zu öffnen. Georgs Frau Christine eröffnete 1993 einen Hofladen für Bioprodukte und ein Jahr später wurde der Hof mit dem „Julius H.W. Kraft Preis ausgezeichnet. Begründung:

„Die Erhaltung des Eggerschen Hofes in landwirtschaftlicher Nutzung unter denkmalpflegerischer Bewahrung des historischen Gebäudeensembles und des natürlichen Umfeldes ist beispielhaft.“

Es versteht sich beinahe von selbst, dass das Ensemble aus allen fünf reetgedeckten Gebäuden unter Denkmalschutz steht. Neben dem bereits erwähnten Speicher von 1535, der von Georg Eggers in ein kleines Museum mit allerlei alten Geräten verwandelt wurde, gehört auch das große Bauernhaus dazu. Dieses, fast 44m lange und 1834 erbaute Hufnerhaus, besitzt als große Besonderheit in den Vier- und Marschlanden einen Rundbogenwalm.

Freundeskreis Hof Eggers

Um den historischen Hof auch langfristig für Besucher in seiner Form zu erhalten wurde 1997 der „Freundeskreis Hof Eggers in der Ohe“ gegründet. Die aktuell rund 60 engagierten Mitglieder des Freundeskreises kümmern sich um den monatlichen Backtag (jeden 2. Sonntag im Monat), veranstalten die Hof-Feste, helfen bei der Erhaltung der Gebäude und haben auch beim Bau von verschiedenen Gebäuden, wie Backhaus und Schmiede mitgeholfen.

Als nächstes Projekt steht die Restaurierung der alten Scheune von 1631 an. Wer Interesse hat im Freundeskreis mitzuwirken, kann sich gerne an den Vorsitzenden Jürgen Reimann wenden.

Zusammen mit ihrem Neffen, Henning Beeken, sehen Georg und Christine Eggers die Zukunft des Hofes nicht nur in der Bio-Landschaft sondern auch im sanften Tourismus. Ein Bio-Rundwanderweg mit Informationstafeln führt die Besucher über das idyllische Areal des Hofes und lässt die vielen kleinen Wunder der Natur entdecken. 2012 hat Henning Beeken den Hof von seinem Onkel übernommen. Die frei gewordene Zeit weiß Georg Eggers gut zu nutzen und widmet sich nun voll und ganz seiner Lieblingsbeschäftigung: Besuchern die Geschichte des Hofes zu erzählen und die Bio-Landwirtschaft zu erklären. Unterstützt wird er dabei von seiner Frau Christine, die vor allem die beliebten Kinderführungen leitet.

Henning Beeken hat seitdem viel Initiative gezeigt um den sanften Tourismus auf dem Hof und in der Region weiter zu fördern. Ein Naturspielplatz wurde angelegt. Seine Frau Norma kümmert sich nicht nur um die beiden Kinder, sondern auch um die Tiere, die Direktvermarktung der Bio-Fleischprodukte von der eigenen Rinderherde, organisiert Feiern für Betriebe, Erwachsene und Kinder auf dem Hof und vermietet seit neuestem auch die vier Ferienwohnungen im historischen Reetdachhaus.

Ferienwohnungen

Die vier liebevoll und rustikal mit Landhausmöbeln und Antiquitäten aus der Region eingerichteten Ferienwohnungen hören auf die Namen Storchennest, Fuchsbau, Hasenbau und Eulennest. Um die Ferienwohnungen im alten Bauernhaus errichten zu können war eine enge Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz erforderlich – aber damit haben die Eggers und Beeken viel Erfahrung.

„Die Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt und Denkmalschutz funktioniert sehr gut.“ sagt Henning. Sanfte Naturfarben und viel Holz dominieren die komplett ausgestatteten Ferienwohnungen mit Doppelbett, Einzelbetten, Einbauküche mit Spülmaschine, modernem Bad, TV und WLAN. – Aber wozu braucht man hier schon einen Fernseher, wenn man aus dem Fenster direkt auf ein Storchennest gucken kann?

Es ist wirklich ein perfekter Ort für den Urlaub! 

Abseits vom Stress der Großstadt, in idyllischer Ruhe, die nur mal vom „Kikeriki“ oder anderen Tierlauten unterbrochen wird. Die Kinder können sich richtig austoben, bei der Tierfütterung zusehen und auch mal auf die Ponys steigen.

Hofcafé

Pünktlich zum Saisonstart 2016 wurde der Umbau des Hofcafés fertig. In die großen Scheunentore wurden Fenstertüren eingebaut, so dass nicht nur viel Licht ins neue, alte Hofcafé gelangt, sondern auch der Charme und Charakter der Scheune erhalten bleibt. Die Räumlichkeiten wurden energetisch isoliert und eine Heizung eingebaut. Damit ist das Hofcafé jetzt das ganze Jahr über nutzbar, z.B. auch für Weihnachtsfeiern. Auf der vergrößerten Fläche finden nun auch kleine Gruppen bis 30 Personen bequem Platz.

Das Hofcafé hat regulär samstags von 12:00 bis 18:00 Uhr, sowie sonn- und feiertags von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet, kann aber für Familienfeiern, Betriebsausflüge, etc. auch in der Woche gebucht werden. Alissa Reimann und Anna Birk kümmern sich seit diesem Jahr mit ihrem engagierten Team um die Kunden. Die Kuchen werden selbst gebacken, gern mit Früchten aus dem Garten und guten Bio-Zutaten. Wer es lieber deftig mag, bestellt leckere Wurstbrote und Bockwurst aus hofeigener Schlachtung oder die beliebten Käsebrote. Neben Kaffeespezialitäten aus der Speicherstadtrösterei bieten sich Saftschorlen oder Biolimonaden als Erfrischung an.

Sonntags wird ab 10:00 Uhr ein Frühstücksbuffet angeboten, doch damit nicht genug: Eine richtige Gastronomieküche steht zur Verfügung um allerlei Leckereien für Ihre Feier frisch zubereiten zu können.

Abgerundet wird das Angebot des Hofcafés durch ein kleines Bio-Sortiment mit eigenen Fleisch- und Wurstartikeln, sowie anderen Bio-Produkten.

Bei all den Neuerungen, sagt Henning: „war es uns wichtig den Charakter des Hofes zu erhalten. Was diesen Hof ausmacht ist die Natur drum herum, die alten Gebäude die erhalten sind und die Stimmung.“ – besser kann man es nicht sagen, und es ist ihnen wahrlich geglückt.

Die große Vielfältigkeit zeichnet den Hof aus. Durch den alten Hof und die Möglichkeit aufgrund der außergewöhnlichen Lage den Tourismus, Gastronomie und Direktvermarktung entwickeln zu können, ist ein wichtiges Standbein neben der Landwirtschaft auf Hof Eggers entstanden.

Was diese betrifft, wird heute eine Fläche von 90 ha bewirtschaftet. Die Fruchtfolge sieht bei der Feldwirtschaft zwei Jahre Kleegras, ein Jahr Hafer, ein Jahr Dinkel und ein Jahr Roggen vor. Mit einer Mutterkuhherde (ca. 80 Tieren), Schweinen und den berühmten Weihnachtsgänsen ergänzt die Viehhaltung die Feldwirtschaft.

Zur großen Freude der Besucher und der eigenen Kinder leben zusätzlich noch Hühner, Ponys und Schafe auf Hof Eggers, sowie unzählige Wildtiere von Fledermäusen, Schleiereule bis zu den jährlich brütenden Störchen.

In Kooperation mit der Gärtnerei Sannmann ist 2015 ein zusätzliches Angebot entstanden:

Sannmanns Biogärten auf Hof Eggers

Nicht jeder hat einen eigenen Garten, doch der Wunsch nach gesunden Bio-Produkten wächst kontinuierlich. Mit den Biogärten können Naturliebhaber sich eine eigene, 45 Quadratmeter große, Parzelle auf Hof Eggers mieten. Auf dem fruchtbaren Bio-Boden werden zu Saisonbeginn 20 verschiedene Gemüsesorten eingesät. Eine Freifläche kann zudem nach eigenen Wünschen bepflanzt werden – so werden aus Leuten aus dem Umkreis und Städtern Bio-Saisongärtner die regelmäßig nach ihrem Gemüse gucken, die Parzelle pflegen und ernten.

Text: VuM

Fotos: VuM, Hof Eggers

Dieser Artikel ist erschienen in: Vier- & Marschlande Regionalmagazin Nr. 10 (2/2016)