Seit heute sind in Hamburg die deutschlandweit ersten Dieselfahrverbote in Kraft. Ich will mich über diesen blinden, ideologischen Aktionismus, ohne Sinn und Verstand jetzt gar nicht ärgern. Aber wenn diese Maßnahme von Verkehrsminister Andreas Scheuer kritisiert, und von unserem Grünen Umweltsenator Jens Kerstan mit dem Argument „der Senat sei für die Gesundheit der Bürger verantwortlich“ verteidigt wird, dann klingt das für mich heute wie blanker Hohn!

Was ist los? Die letzten Tage haben wir alle mehr oder weniger unter der Hitze zu leiden – eigentlich auch kein Wunder, denn der Sommer steht vor der Tür. So ist das halt in der warmen Jahreszeit. In den Schulen gab es die letzten Tage deshalb Hitzefrei – obwohl es Hitzefrei eigentlich gar nicht mehr gibt. Aber unter besonderen Witterungsbedingungen gibt es dann eben doch noch einen gewissen Spielraum für die Schulleiter.

Im Ganztag wurde an der Grundschule Kirchwerder Anfang der Woche sogar ein Planschbecken zur Abkühlung aufgestellt – welch grandiose Idee und großer Spaß für die Kinder. Aber seien wir doch mal ehrlich: wissen wir eigentlich wie die Kinder bei diesem Wetter in der Schule zu leiden haben? Erinnern wir uns doch mal wie das bei uns früher war.

Ich durfte es heute jedenfalls selber erleben. Ich war beim forschenden Lernen, bei meiner Tochter in der Klasse, als Hilfe eingeteilt. Die Temperatur morgens im Klassenraum war enorm. Der Schweiß lief. Aus Papier hatten sich die Kinder Fächer gebastelt und wedelten sich etwas Luft zu.
Ich stellte mir die Frage wie heiß es im Klassenraum ist, ob solch Temperaturen in der Berufswelt erlaub sind, und vor allem wie bei diesen Temperaturen vernünftiger Unterricht und vernünftiges Lernen gewährleistet werden kann.

Dabei ist das Problem ein ganz allgemeines und nicht nur eines der Grund- und Stadtteilschule Kirchwerder. Die meisten Schulen in Hamburg haben einen ähnlichen Baustil. Lüftungsanlagen oder gar Klimatechnik sucht man vergebens. Nach den zwei Unterrichtsstunden mache ich mich auf zu unserem neuen Schulleiter, Herrn Lammers. Ich muss nicht weit gehen, denn er kommt mir bereits entgegen – mit einem digitalen Thermometer in der Hand. Er ist selbst schon dabei überall auf dem Gelände die Temperaturen zu messen. Wir gehen in den Klassenraum. Nun bin ich gespannt. Das Thermometer beginnt zu messen. Die Anzeige steigt immer höher und bleibt schließlich bei 32 Grad stehen (um 11:26 Uhr)! 32°C – wie heiß mag es erst in den Klassenraumcontainern sein???

Schulleitung und Lehrkräften kann man keinen Vorwurf machen. Sie haben auch darunter zu leiden und versuchen soweit es irgendwie möglich ist Linderung zu verschaffen. Unterricht wird nach Draußen (wo es trotz Hitze kühler als drinnen ist) oder in andere Räume verlagert – aber die Möglichkeiten sind begrenzt.

Innerlich bin ich wütend. Wütend weil ich der Meinung bin, dass die Schulbehörde und Schulbau Hamburg dafür die Verantwortung trägt, dass unsere Kinder – das ganze Jahr über – in Klassenräumen mit vernünftigen klimatischen Bedingungen unterrichtet werden können. Sommer und heiße Tage gibt es nicht erst seit letzter Woche!

Schulleiter Lammers macht sich seine Gedanken, überlegt ob man wärmeisolierende Vorhänge oder ähnliches beantragen kann. Alles prima, aber ich sage: Die Schulbehörde ist in der Pflicht – hamburgweit – dafür Sorge zu tragen, dass unsere Kinder auch bei heißem Wetter ein gutes Lernklima in der Schule haben. Dann müssen eben Schulen endlich mal saniert und mit modernen Lüftungs- und Klimatechniken ausgestattet werden, wie es bei jedem Bürobau gefordert ist. Ich kann die Probleme schon erahnen, wo doch alle Schulen so bemüht sind „Klimaschule“ zu werden und Energie einzusparen. Aber Schulen sind nicht zum Energiesparen da, sondern dafür, dass unsere Kinder bestmöglich für die Zukunft vorbereitet werden!

Ich habe mich jetzt einmal schlau gemacht: Die „Technischen Regeln für Arbeitsstätten“ (ASR A3.5) sagen z.B. zum Thema Übermäßige Sonneneinstrahlung: „Führt die Sonneneinstrahlung durch Fenster, Oberlichter und Glaswände zu einer Erhöhung der Raumtemperatur über +26° C, so sind diese Bauteile mit geeigneten Sonnenschutzsystemen auszurüsten.“

Ferner wird unter 4.4 ausgeführt, dass das Arbeiten bei über +26°C zu einer Gesundheitsgefährdung führen kann, wobei Jugendliche als besonders schutzbedürftig definiert werden. Und „bei Überschreitung der Lufttemperatur im Raum von +30°C müssen wirksame Maßnahmen gemäß Gefährdungsbeurteilung ergriffen werden.“

Wie war das noch? Was hat Umweltsenator Jens Kerstan gesagt? „Der Senat sei für die Gesundheit der Bürger verantwortlich!“ – Ja genau – lieber Hamburger Senat, dann handle entsprechend! Sorgen Sie dafür das unsere Kinder in den Schulen ein vernünftiges Lernklima zu JEDER Jahreszeit haben! Hitzefrei ist jedenfalls auf Dauer keine Lösung.