Wie ist der tatsächliche Stand zu Corona / Covid 19 in Hamburg?
Auf den ersten Blick scheint die Frage überflüssig. Täglich erhalten wir auf allen Medienkanälen die Zahlen der neu infizierten, sowie die aufsummierte Gesamtzahl. Auf der offiziellen Website der Stadt Hamburg (https://www.hamburg.de/coronavirus/) werden für heute (30.03.2020) folgende Zahlen angegeben: Bestätigte Fälle in Hamburg: 2214 („Bestätigte Anzahl aller Personen, bei denen Corona festgestellt wurde“) und Veränderungen zum Vortag: 136 („Im Vergleich zum Vortag wurden in Hamburg 136 weitere Fälle von Erkrankungen bestätigt.“).
Ähnliches finden wir auf allen Nachrichtenportalen für alle Bundesländer und Gesamtdeutschland. Zwei Quellen sind hier ganz wichtig: Das Robert Koch Institut (https://rki.de) in Deutschland und das Johns Hopkins Coronavirus Recource Center (https://coronavirus.jhu.edu). Beide verwenden derzeit ein ähnliches Dashboard zur grafischen Darstellung, doch die Zahlen variieren. Es scheint das die Gesamtzahlen bei der Johns Hopkins Universität stets aktueller sind, was an sich schon merkwürdig ist. So erhält das RKI die Daten von den Gesundheitsämtern, wohingegen Johns Hopkins die Daten von der Weltgesundheitsbehörde und anderen „nationalen Einrichtungen“ bekommt. Einen Exakten Ist-Stand zu einem festen Zeitpunkt hat man wohl in beiden Fällen nicht. Doch es gibt einen großen Unterschied: Johns Hopkins führt die Genesenen Fälle auf. Für Deutschland (Stand 30.03.2020 immerhin 9.211).
Was bedeutet das?
Ich möchte nichts beschönigen. Corona / Covid-19 ist ohne Frage eine ernste Angelegenheit mit vielen tragischen Fällen und Todesfällen. Das tückische an dem Virus ist nicht zuletzt seine Inkubationszeit und mögliche Infizierung anderer obwohl eine infizierte Person keinerlei Symptome hat. Aber etwas Medienkritik muss erlaubt sein! Es fällt auf, das Medien in Deutschland gerne die düstersten Bilder malen. Egal welches Thema grad im Mainstream vorliegt. Es ist ein Spiel mit der Angst der Menschen auf der einen Seite und Quoten auf der anderen.
Bleiben wir mal nur in Hamburg. Was bedeuten eigentlich 2214 Fälle? Für 2016 werden in Hamburg 1,822 Mio. Einwohner angegeben. 2214 Infizierte bedeutet demnach 0,12 % der Hamburger Bevölkerung, oder anders gesagt jeder 823. Einwohner.
Den allgemeinen Quellen ist zu entnehmen (als Basis gelten hierfür die Zahlen aus China) das rund 80% der bekannten Fälle kaum bis leichte Symptome zeigen. Über die Dauer des Krankheitsverlaufes bei nur leichten Symptomen lassen sich nur spärlich Informationen finden. Allgemein gilt derzeit: Infizierte müssen 14 Tage zu Hause in Quarantäne bleiben. Sind sie danach zwei Tage symptomfrei gelten sie offiziell als genesen. Man könnte vermuten das es sich hierbei um einen recht konservativen Wert handelt und das in vielen Fällen die tatsächliche Genesung schon eher erfolgt. Doch bleiben wir mal bei den 16 Tagen.
Komme ich auf die eingangs gestellte Frage zurück: Wie ist der tatsächliche, aktuelle Stand in Hamburg? Es sind nämlich nicht 2214 (nach den offiziellen Zahlen) Infizierte sondern weniger. Wenn wir den konservativen Weg mit den 16 Tagen nehmen und nur von den 80% mit leichtem Krankheitsverlauf ausgehen, dann landen wir beim 14. März. Das Robert Koch Institut (bei John Hopkins konnte ich die detaillierten Zahlen für Hamburg nicht finden) gibt folgende Zahlen von Neuinfizierten an: 3.3.: 1, 4.3.: 3, 5.3.: 5, 6.3.: 2, 7.3.: 3, 8.3.: 5, 9.3.: 20, 10.03.: 26, 11.03.: 29, 12.03.: 42, 13.03.: 31, 14.03.: 75 = in Summe 242. Von diesen 242 zwischen dem 3.3. und 14.03. infizierten Menschen müssten bei 80% und der 16 Tage Regel unterdessen mindestens 194 Menschen genesen sein. Die tatsächliche Zahl liegt vermutlich noch darüber. Genau wie die Zahl der Neuinfektionen steigt, so steigt auch täglich die Zahl der genesenen (leider auch der Toten). Ich finde jedoch das es keinen Sinn macht die Zahl der Infizierten täglich weiter aufzusummieren, da das Bild, das diese steigende Zahl jeden Tag abgibt, jeden Tag mehr ins negative verfälscht wird, den Ist-Stand weniger wiedergibt und den Menschen noch mehr Angst macht, als sie ohnehin schon haben. Und Angst macht ebenfalls krank!
Ich möchte mit dieser Sichtweise wie gesagt nichts beschönigen halte aber auch nichts davon wenn wir überdramatisieren. Hoffen wir das die ergriffenen Maßnahmen jetzt einmal vernünftig durchgezogen werden damit die Situation umso eher überwunden wird. Doch statt täglicher Horrormeldungen und Weltuntergangsmeldungen würde ich eine positivere Berichterstattung – auch über allgemein positive Nachrichten begrüßen. Es gibt nämlich in der Krise viele gute und positive Entwicklungen. So z.B. das tolle Miteinander zwischen Betrieben in der Region – das sollte man als Vorbild nehmen und positiv in die Zukunft gucken.
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