Jetzt amtlich: Doch keine neue Schule in Kirchwerder!

Eigentlich sollte schon seit 2018 die Stadtteilschule Kirchwerder in neuen Gebäuden residieren. Als 2012 erste Machbarkeitsstudien von Schulbehörde und Schulbau Hamburg in Auftrag gegeben werden, besuchen bereits knapp 900 Mädchen und Jungen die Schule am Kirchwerder Hausdeich – gut 300 mehr als eigentlich vorgesehen. Es wird mit einem Baustart im Jahr 2014 gerechnet und 2018 sollte alles fertig sein… .

Seitdem ist viel Wasser die Elbe heruntergeflossen. Die Schülerzahl in Kirchwerder steigt seit Jahren immer weiter an. Die Schule würde aus allen Nähten platzen, wenn nicht ganze Jahrgänge ins benachbarte Curslack ausgelagert wären.

Studien und Architekturwettbewerbe werden abgehalten. Seit dem 27. Juni 2017 steht der Siegerentwurf für den Schulneubau fest. Berliner Architekten, bekannt für die zügige Umsetzung von Großprojekten, planen den Neubau in enger Abstimmung mit der Schule und Schulbau Hamburg. Mehr als acht Jahre sind seit den ersten Machbarkeitsstudien nun vergangen.

Als John F. Kennedy am 12. September 1962 seine berühmte Rede hält, ist der erste, einfache bemannte Raumflug der Amerikaner nicht mal sechs Monate her. Sieben Jahre später landen damals die ersten Menschen auf dem Mond. – In Deutschland hingegen schafft man heute in acht Jahre nicht mal den ersten Spatenstich für einen simplen Schulneubau.

Schulsenator Ties Rabe zieht daher nun die Notbremse und cancelt das gesamte Bauvorhaben! Das bedeutet: In Kirchwerder wird es definitiv keinen Schulneubau mehr geben!

Schuldirektor N. Gärtner hat diese Entscheidung zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt erfahren: „Aufgrund der Corona Situation sind wir nur vereinzelt in der Schule und haben derzeit keine Möglichkeiten zu großen Versammlungen um unser Vorgehen gemeinsam zwischen Lehrkräften und erbosten Eltern zu besprechen.“ Auch der Hamburger Schulsenator ist derzeit schwer erreichbar und viel gefragt. Dankenswerter Weise nahm er sich trotz der gegenwärtigen Lage die Zeit für eine Videokonferenz zu später Stunde. Die Uhr zeigt 0:02 Uhr am ersten Tag des Monats April 2020 an, als die Videokonferenz beginnt: „Mir ist die Entscheidung nicht leichtgefallen“, sagt Rabe, „aber acht Jahre lang haben wir schon Zeit und Ressourcen verplempert ohne das der Neubau vorangeht.“

„Welchen alternativen Plan haben Sie?“, möchte ich wissen und frage mich wie es in Kirchwerder dann wohl weiter gehen soll.

„Wir haben im Moment die glückliche Situation neue Lern- und Lehrmethoden im großen Stil zu testen. Die Corona Situation macht erfinderisch. In den letzten Wochen wurden mehr neue Konzepte aufgestellt und umgesetzt als in den letzten drei Jahrzehnten. Neue Technologien und Online Lernplattformen machen Unterricht unabhängig vom Ort möglich“, schwärmt Rabe und hat großes Lob für die Eltern: „Die Eltern machen einen fantastischen Job als billige Hilfslehrkräfte. Trotz fehlender pädagogischer Ausbildungen können sie studierte Fachkräfte beinahe schon vollständig ersetzen. All das gibt ganz neue Perspektiven!“

Tatsächlich wird Kirchwerder jetzt eine Vorreiterrolle in Hamburg einnehmen. Der Schulsenator möchte die Schule schließen. Schulleitung und Lehrkräfte sollen für die Schüler nur noch in Notfällen als Ansprechpartner fungieren. „Den Eltern ist doch meist eh nicht recht wie der Schulalltag abläuft. Ab dem kommenden Schuljahr müssen alle Eltern ein dreiwöchiges Pädagogikseminar besuchen. In dieser Ausbildung werden die Eltern ausreichend ausgebildet um nicht mehr nur als Hilfslehrkraft, sondern als vollwertige Lehrkräfte für ihre Kinder eingesetzt werden zu können. Weitere, jährlich verpflichtende Fortbildungen mit einer Gesamtdauer von 2-3 Wochen können von den Eltern frei auf die Urlaubswochen eingeteilt werden“. Schulsenator Ties Rabe ist von seiner Idee absolut überzeugt: „Es ist eine absolute win-win-win-win-Situation für alle. Eltern wissen fortan genau was ihre Kinder lernen. Die Schulbehörde spart viel Geld. Durch den Einsatz der Eltern als Lehrkräfte gibt es ab sofort keinen Lehrermangel mehr in Hamburg. 2021 wird die alte Schule am Kirchwerder Hausdeich abgerissen. Sie wird nicht mehr benötigt. Die Verkehrsbehörde hat bereits großes Interesse an dem Gelände bekundet. Hier soll eine Fahrradraststätte an der viel befahrenen Veloroute zwischen Lüneburg und Hamburg entstehen, die täglich von tausenden Fahrradpendlern auf dem Weg zur Arbeit genutzt wird. Und zu guter Letzt fällt das Verkehrsaufkommen von und zur Schule weg, was der Umwelt zu Gute kommt.“

So gesehen könnte das Konzept „Home-Schooling“ voll und ganz aufgehen. „Wir sehen uns die Entwicklung in Kirchwerder bis Ende des Schuljahres 2021/22 an und wollen dann Stück für Stück auch die anderen bestehenden Schulen in Hamburg komplett auf Home-Schooling umstellen.“

Welch glorreiche Idee!

Alle Antworten auf Fragen und Bedenken zu diesem Artikel finden sich im Veröffentlichungsdatum des Artikels.

 

Update: Trotz zweier Hinweise hat dieser Artikel doch bei einigen für Aufregung gesorgt – so abwegig scheint das alles also gar nicht zu sein, was mir doch sehr zu denken gibt… Tatsächlich ist dieser Artikel der Magazin Aprilscherz 2020.

Geschrieben aber dennoch mit einem ernsten Hintergrund: Zum einen entspricht die Peinlichkeit von über achte Jahren Planung und noch keinem ersten Spatenstich absolut der Realität und ist als Kritik an der Vorgehensweise von Bauprojekten in Deutschland zu verstehen. Der zweite Part ist ebenfalls als Kritik zu sehen: nämlich als Kritik an die Schulbehörde, die in Corona-Home-Schooling-Zeiten von den Eltern in sehr vielen Fällen zu viel erwartet. 

 

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