Woran liegt es, dass uns Gartenarbeit entspannt – obwohl doch im wahrsten Sinne des Wortes „Garten“ und „Arbeit“ immer im Zusammenhang genannt werden?

Ok, ich muss eingestehen, dass „Garten“ oder genauer „gärtnern“ zunächst mit Arbeit, Ausdauer und natürlich auch mit Kosten verbunden ist. Trotzdem wird diese Beschäftigung inmitten der Natur durch viel Freude und Spaß am Tun geprägt.

Gärtnerisches verantwortliches Gestalten bedeutet auch Erfahrungen sammeln und Entscheidungen über das Gelingen zu tragen. Alles soll wachsen, gesund sein und perfekt aussehen. Oft genannte Wünsche für einen vollkommenden Garten.

Es ist unbeschreiblich mitzuerleben, wie, was, oft, wo, noch wächst, gedeiht oder hin und wieder auch in den Kreislauf der Vergänglichkeit übergeht. Ein Stück eigene Natur stärkt nachweisbar die Gesundheit, die körperliche Mobilität und vermittelt nachhaltige Freude. Neudeutsch sagt man auch „Wellness“ dazu.

John Langley bei der Gartenarbeit

John Langley bei der Gartenarbeit

Wer für sich selbst und nicht für seine kritischen Nachbarn gärtnert, ist und bleibt ein zufriedener Mensch in seinem Lustgarten. Sinnvolles Gärtnern sorgt – so ganz nebenbei – für Ruhe und Erholung, Sinneswahrnehmung und Aufmerksamkeit, Kräftigung und Geschicklichkeit und nicht zuletzt für Selbstvertrauen durch sinnvolles Tun.

Beobachten und dann handeln

Wer der Natur auf die Spur kommen will, muss erst beobachten und dann handeln.

Es kreucht, fleucht und läuft nur so, wenn man sich Zeit nimmt einmal genauer hinzusehen. Flinke, leuchtende Laufkäfer sind auf der ständigen Suche nach kleinen Insekten, vornehmlich nach Blattläusen. Diese stehen auch auf dem Speisezettel der Marienkäfer. Sie und vor allem ihre Larven ernähren sich in erster Linie von ihnen. Selbst Raubwanzen lassen Blattläusen, Raupen, Kartoffelkäferlarven, Spinnmilben und anderen Schädlingen in ihrer näheren Umgebung kaum eine Chance. Selbst der Ohrwurm hilft im „Kampf“ gegen Blattläuse. Schon jetzt könnte die „Giftspritze“ im Schrank bleiben. 

Und wenn man weiß, dass bevorzugt unsere heimischen Vogelarten alle möglichen Insektenarten und Schädlinge wie Raupen und Maden fressen, kann man jetzt beruhigt sein, wenn einem mal eine (oder mehrere Läuse) über die Leber laufen. Über ein geradezu gefundenes Fressen freuen sich besonders Erdkröten. Sie mögen den Naturgarten. Für sie sind Nacktschnecken, Asseln, Würmer, Raupen, Spinnen, pflanzenschädigende Fliegen, Mücken und auch Wespen das Richtige zum Sattwerden.

Schmetterling im Garten

Schmetterling im Garten

Total satt ist man auch, wenn man die vielen Erdhäufchen oder Hügel in den Beeten oder noch „schlimmer“ auf dem Rasen entdeckt. Da beruhigt es auch nicht, das der artengeschützte Maulwurf unter und über Tage auf der Suche nach Würmer, Engerlinge, Käfer, Raupen, hier und da Nacktschnecken und andere Schädlinge ist. Es stimmt: Die biologische Schädlingsbekämpfung hat auch immer ihre „Natur“ gegebenen Grenzen. Und manche Nützlinge können auch zu Schädlingen werden. So knabbern Ohrwürmer mit Vorliebe auch Äpfel an. Vögel haben nicht nur ihre nützlichen Seiten, sie mögen auch junge Saat und freuen sich an Kirschen und anderen Obstarten.

Ein durchdachtes Gartenkonzept kann bevorzugt den „Zuzug“ von Nützlingen fördern. 

Das allein ist jedoch noch lange kein Garant dafür, dass die Schädlinge nicht doch große Teile der Nutz- und Zierpflanzen „überfallen“.

Der Natur auf der Spur

Wer pure Natur will, muss „natürlich“ denken. Wenn es im Garten nicht mehr stimmt, dann wurde der notwendige Lebensraum für Wildblumen, Schmetterlinge, Kleintiere und Vogelwelt schlichtweg vernachlässigt. Explosionsartig breiten sich die Pflanzen zurzeit aus, was natürlich auch jede Menge „unangenehme“ Lebewesen ins geliebte Kleinod lockt.

Ameisen, Wespen, Bienen, Rehe, Katzen, Haselmäuse und, und, und … alles pflanzenkillende Schädlinge? Durch unerwünschte Gartenhygiene geht jegliches naturgemäße Gleichgewicht unwiederbringlich verloren.

John Langley: Die Natur beobachten und davon lernen!

John Langley: Die Natur beobachten und davon lernen!

Ist es denn nicht ein Wunder der Natur, wenn sich unter jedem Topf und Stein noch ein echter Saurier einfindet? 

Keiner weiß, weshalb – nur dass sie lebt, die viel geschmähte Kellerassel, das ist Fakt. Hier und da krabbeln zarte Kreuzspinnen hin und her und ungebeten finden sich mehrere Dutzend Gelbpospinnenbabies: ein. Aktive Bodentruppen suchender Ameisen beziehen ihre Posten.

Apropos Ameisen: Eigentlich sollte die jahrzehntelange Diskussion und Beseitigungsstrategien ein Ende haben, ob Ameisen nun nützlich oder schädlich sind. Noch am Überlegen?

Als amtlich naturgeschützte Allesfresser beseitigen sie im Garten beispielsweise leblose Tiere und abgestorbene Pflanzenteile und sind somit durchaus nützlich. Im Haus (ach da waren auch schon welche) spüren sie zielgerichtet zuckerhaltige und eiweißreiche Substanzen auf und sind somit natürliche Anzeiger für eine scheinbare Reinlichkeit.

Spaß im Garten haben

Bunte Blumen und grüne Pflanzen sind einfach etwas Tolles! Wer sich einen eigenen Mini-Garten anlegt und dabei zusieht, wie alles wächst, wird seinen Spaß dabei haben.

Selbst drinnen lässt sich problemlos gärtnern … so mit richtiger Erde, echten Tontöpfen und Pflanzen. Egal, ob ein bepflanzter Flaschengarten, ein kleiner Teich mit Wasserpflanzen, etwas für Gießfaule oder eine Kindergärtnerei in ganz vielen unterschiedlichen Gefäßen. Ein Garten, in dem Kinder toben und spielen können – das ist der Traum vieler junger Familien (und vermutlich der Alptraum vieler Nachbarn).

Der Garten ist unbestritten ein attraktiver Lebensraum für Kinder. Natürlich muss sich dort auch was tun, sonst wird es sehr schnell langweilig. Schnellwüchsige und unkomplizierte Pflanzen sind deshalb geeignet, damit die Lust am Umgang mit dem Grün nicht zum Frust wird.

Iris im Garten

Iris im Garten

Miteinander verbundene lange Äste geben schnell wachsenden Schlingern genügend Halt. So können die Triebe der Prunkwinde wachsen und wachsen. Und immer öffnen sich neue Blüten. Das gilt auch für die rankende Kletterkapuzinerkresse. Natürlich dürfen auch Zierkürbisse im „Kindergarten“ nicht fehlen. Gelbblühende Sonnenblumen sind absoluten Klassiker. Einige Sorten können sogar bis zu drei Meter hoch werden. Kinderaugen staunen, wenn sie beobachten, wie die Sonnenblumen“köpfe“ der Sonne folgen.

Weniger in die Höhe wachsen die niedrigen Kapuzinerkressen, deren Blüten und Blätter essbar sind.

Wer sich ein paar „mobile“ Topf-Erdbeeren für seinen „Naschgarten“ oder Tomatenpflanze mit winzigen Cocktailtomaten hinstellt, wird vom kinderleichten Gärtnern begeistert sein. Da Kinder gern rennen, klettern, bauen und rummatschen wollen, machen Erdmulden und Hügel Sinn. Viele unterschiedliche Materialien wie Lehm, Hölzer, Rinde, Steine, Sand, Erde, Kies, Mulch etc. geben den Kindern mehr Möglichkeiten als nur eine einfache Sandkiste. Gefragt ist grüne Fantasie im oft grauen sterilen Alltag.

Auf der Sonnenseite des Lebens

Selbst bei brütender Sommerhitze (wenn die dann auch kommt) lässt sich Wasser im Garten sparen. Es ist ganz einfach, man braucht nur das „teure Trinkwasser“ eher selten, aber dafür ergiebiger auf die Wurzeln seiner Pflanzen zu bringen. Natürlich ist Gießen keine Wissenschaft – grundsätzlich gilt ohnehin: bei Trockenheit lieber einmal wöchentlich gründlich gießen, als jeden Tag oberflächlich. Wenn der Gartenboden etwa zehn Zentimeter tief ausgetrocknet ist, sollte man ihn mit zwei großen Gießkannen pro Quadratmeter gezielt bewässern. Wenn die Natur unterirdisch überlebt, sieht man den Erfolg sofort. Das gezielte Gießverhalten sorgt dafür, dass Pflanzen weitere Wurzeln für tiefere Bodenschichten ausbilden. So wird das blühende Grün weniger anfällig gegen Trockenstress.

Sommerblumen

Sommerblumen

Beim morgendlichen Gießen verdampft viel weniger kostbares Nass ungenutzt. In der prallen Sonne können die aufgeheizten Pflanzen durch kaltes Wasser sogar einen Temperaturschock erleiden. Dazu kommt noch, dass Wassertropfen bei Sonnenschein wie Brenngläser auf den Blättern wirken. Und abendliches Pflanzenduschen fördert unweigerlich diverse Pilzkrankheiten. Wer will das seinen Pflanzen antun?

Wer jetzt aus seinen großen Fässern oder unterirdischen Tanks mit Regenwasser wässert, tut Gutes. Auch eine nicht zu dicke Mulchdecke sorgt dafür, dass der Oberboden im heißen Sommer weniger Wasser verdunstet. Die häufigsten Schwachpunkte beim Gießen sind schnell aufgeklärt: Es wird zu wenig beachtet, dass der Boden feucht, aber die Blätter trocken (im Bett versteht sich) sein sollten. Auch auf die kleine Mühe des oberflächlichen Hackens des Gartenbodens wird gern verzichtet – was den Wasserhaushalt im Boden für die Pflanzenwurzeln verfügbarer macht. Über die überwiegenden Vorteile des Mulchens – oft aus ästhetischen Gründen vermutlich – verschmäht hilft Wasser zu sparen. Beides sorgt aber für entsprechende Bodenfeuchtigkeit.

Ein Garten ist nicht Kunst und nicht Natur

Er ist ein spannungsvolles Dazwischen. Nie weiß der Gartenfreund, ob er es ist, der seinen Flecken Erde beherrscht. Oder doch umgekehrt. Mein gärtnerisches Lebensziel ist ein großer, bunter, pflegeleichter, erholsamer, in vielen Gefäßen mobil bepflanzter Garten mit unzähligen Blumen, Kräutern und besonders heimischen Gehölzen. Auf normalen Rasen kann ich gut und gern verzichten. Obwohl ein kleines gepflegtes Stück quadratisches Grün hier und da im Stadt- oder Dachgarten sehr ästhetisch aussehen kann.

John Langley: "Ein Garten ist nicht Kunst und keine Natur."

John Langley: „Ein Garten ist nicht Kunst und nicht Natur.“

Etwas Gartendesign darf natürlich sein. Mir ist auch klar, dass ohne Pflege kein Garten so richtig gedeiht, dennoch soll mein Gartentraum nicht zum Albtraum und zur Belastung des grünen Daumes werden. Ein Waldgarten? Warum nicht? Dort kann man auf weichem, mit niedrigen Waldgräsern und Farnen bepflanztem Untergrund entspannt gehen und durch das Unterholz des Waldes, vorbei an einer Mulde mit bepflanzten Hochstammbäumen (Erle und Sumpfzypresse).

Halbierte Baumstämme bringen Ruhe in den Garten. Der verspielte Fingerhut umspielt hier und da die Baumstämme. Aufsteigender Nebel hüllt die Konturen der Natur ein, die Formen scheinen zu verschwimmen. Romantik pur. Die dunkle Farbe des Bodens absorbiert das Licht. Kletterpflanzen (wie Waldrebe), üppige Farne und Blattschmuckstauden wie Knöterich oder Ackerschachtelhalm und Waldgräser bilden einen dichten Teppich um die Baumgruppen. Wenn ich in meinem Garten nur mehr Platz hätte.

Der „faule“ Gärtner

Eigentlich habe ich das immer gewusst: Faulheit ist nicht nur das halbe Leben, sondern sollte auch als das „biologische Gesetz der Energieersparnis“ verstanden werden. Okay, in unserer Gesellschaft wird immer noch organisierte Faulheit als eine nicht erstrebenswerte Eigenschaft angesehen. Grund genug, dass ich mich bei der Gartenarbeit für ein modernes Pausenmanagement und grünes Wellness-Programm entschieden habe. Faul sein heißt für mich, ab sofort auch erfolgreich zu sein. Und spontan geht mir durch den Kopf, dass dieses faulenzerische Verhalten auch gut für den Umweltschutz sein müsste. Klar, Faule reißen keine Bäume aus, fällen keine Sträucher oder schneiden im Herbst im Aufräumwahn alles nieder, was da im Garten steht. Faule sind gute Energiesparer, denn wer viel ruht, braucht weniger Energie, Strom und andere wertvolle Ressourcen. Faule sind auch selten misstrauisch, denn sie vertrauen meist darauf, dass schon alles gut gehen wird.

Mit Faulen gibt es keinen unnötigen Streit über den Gartenzaun, sie mischen sich nicht in fremde Angelegenheiten ein. Faule haben viel mehr Zeit für ihr selbstständig wachsendes Grün. „Faulheit ist der Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit.“ Das soll Immanuel Kant, 1724–1804; deutscher Philosoph einmal gesagt haben. Für das Jahr 2014 gilt es, etwas ruhiger etwas fauler, langsamer und gelassener gärtnern zu wollen um einfach nur glücklich zu sein.

Text und Fotos: John Langley – Gartenbotschafter

Dieser Artikel ist in Vier- & Marschlande Regionalmagazin Nr. 3 (1/2014) erschienen.