Alles begann am 30. März 1912. An diesem Tag wurde die neue Bahnstrecke der Vierländer Eisenbahn über Curslack-Neuengamme feierlich eingeweiht. Neben dem Bahnhof Curslack-Neuengamme, der ebenfalls  zeitgleich in Betrieb genommen wurde, waren drei weitere Bahnhöfe (Pollhof, Kirchwärder-Nord und Zollspieker) noch in der Bauphase.

Die Vierländer Eisenbahn bildete eine Querverbindung durch Vierlande vom damaligen Bahnhof Bergedorf zum Zollenspieker, und wurde von der Bergedorf-Geesthachter-Eisenbahn (BGE) betrieben. Ziel war es die Vierlande für den zu erwartenden Güter- und Personenverkehr zu erschliessen. Damit verbanden sich zur damaligen Zeit selbstverständlich erhebliche Vorteile.

Der Güterverkehr durch die Vierlande, mit Anbindung Zollenspieker bis nach Bergedorf und Hamburg und letztlich auch Berlin, brachte damals eine erhebliche Erleichterung für die lokale Wirtschaft mit sich, die bisher primär auf die Transportschiffe vom Typ Ewer angewiesen waren.

Im Rahmen des Streckenbaues wurde in der Nähe des Bahnhofes Curslack-Neuengamme eine Überquerung der Dove Elbe für den Eisenbahn- und Straßenverkehr notwendig. Letztlich wurde auch der Ausflugsverkehr enorm angekurbelt.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs, am 19. Mai 1953 wurde der Betrieb der Vierländer Eisenbahn eingestelt. – Die Konkurrenz durch den zunehmenden PKW und LKW Verkehr machte einen Betrieb wirtschaftlich nicht mehr möglich (siehe auch den letzten Teil der Eisenbahnserie in dieser Magazinausgabe). Der Gleiskörper wurde demontiert, die Bahnhofsgebäude (bis auf den Bahnhof Zollenspieker) blieben bis heute stehen. Aus dem ehemaligen Bahnhof Curslack-Neuengamme wurde eine Gaststätte, die im laufe der Zeit mehrere Wirte hatte.

Der alte Bahnhof heute – Jens Heimbach übernimmt mit Unterstützung seiner Ehefrau Birgitt ein historisches Gebäude

Am 14.Mail 2015, dem Vatertag, fiel der Startschuss in eine neue Zukunft!

Wer ist der Mann, der sich kurzerhand entschlossen hat der Gaststätte neues Leben einzuhauchen und in Folge dessen dafür gesorgt hat, dass diese Gaststätte bestehen bleibt? Viele andere Gaststätten in unserer Region sind in den letzten Jahren leider verschwunden.

Es ist abzusehen, dass noch in diesem Jahr eine weitere Gaststätte am Deich geschlossen und abgerissen wird, wenn die Wirtin, Gisela Vogt, vom Restaurant zum Ortkathen, in den wohlverdienten Ruhestand geht. Wieder werden wir ein Stück Geschichte verlieren.

Jens Heimbach hat sich so gesehen mit viel Elan und Ideenreichtum einer besonderen Aufgabe gewidmet, und wirkt dem allgemeinen Gaststättensterben entgegen! Aber wie kam es letztlich dazu?

Etwa 14 Tage vor dem Vatertag bekam Jens Heimbach in der Gaststätte von Udo Voß, während eines gemeinsamen Knobelabends, den Hinweis, dass der Alte Bahnhof einen neuen Gastwirt sucht.

Genau zu dieser Zeit war er selbst auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Da kam es ihm grad sehr gelegen solch ein wunderschönes Haus mit Hotelzimmern, einer gemütlichen Gaststube, nebst einem Festsaal mit bis zu 35 Plätzen und einem herrlichen Aussengelände übernehmen zu können.

Ein kurzer Moment verging und der Entschluss stand fest. Bereits am Vatertag, öffnete die Gaststätte mit Jens und Birgitt Heimbach an der Spitze, und seinem Team. Es war, wie er uns sagte, ein grandioser Erfolg, und sofort ergänzt er: „Das schaffe ich natürlich nur mit der Unterstützung meiner Frau.“

Wer ist Jens Heimbach?

Jens Heimbach ist ein außergewöhnlicher Mann und hat ein ebenso außergewöhnlichen Lebenslauf. Jens Heimbach ist am 05.03.1962 in Hamburg geboren und bereits seit dem Jahr 2000 in unserer Region ansässig. Der gelernte KFZ-Schlosser ging einige Zeit nach seiner Lehre zur Marine. Danach arbeitete er für zweieinhalb Jahre bei pitstop.  Und da er schon immer, wie man so schön sagt, auf mehreren Hochzeiten tanzte, machte er sich mit 22 Jahren selbstständig und Arbeitete auf dem Hamburger Wochenmarkt. Dort handelt er mit Obst und Gemüse. Während dessen sammelte er zusätzlich in einem Billard-Café in Hamburg Schenefeld Erfahrungen im Gastronomiebereich. Auf dem Hamburger Wochenmarkt ist er selbst heute noch zu finden. Mittlerweile kann er stolz auf 31 Jahre Selbstständigkeit zurückblicken. Zudem freuen sich die Freiwilligen Feuerwehren Altengamme und Neuengamme und der Unterhaltungsclub Flora 1906 e.V. in Neuengamme, das er dort Mitglied ist und auch hier wertvolle Unterstützung leistet.

Seit Mai 2015 können seine Gäste nun in der urigen Gaststätte am ehemaligen Bahndamm auch hervorragend Speisen, denn in der Küche hat eine gute Seele den Kochlöffel in der Hand.

Die Frage ist jetzt: wer ist der Koch welcher den Gästen die ausgesuchten und hausgemachten Speisen offeriert? Es ist Benjamin Bartels.

 

Alle Speisen werden handgemacht, wobei ausschließlich frische Zutaten verwendet werden. Die Bratkartoffeln, Soßen, Salate, Braten, der gute Kuchen und dergleichen mehr kommen selbstgemacht direkt aus der Küche. Ein kurzer Blick dorthin zeigt uns frische Kräuter, frisch geschälte Kartoffeln, geputztes Gemüse und vieles mehr. Das saftige Steak wird frisch zubereitet und mit diesen knackig-frischen Beilagen versehen, serviert.

Seit dem Start mitte Mai hat das Team die Gaststätte bereits dahingehend verändert, dass die fünf gut eingerichteten und renovierten Gästezimmer mit Duschbad von Ausflüglern und Handwerkern gerne gebucht werden.Ob mit oder ohne Frühstück oder auch als Einzelzimmer, hier ist alles möglich und Birgitt Heimbach kümmert sich darum das alles läuft. Sie ist auch sonst immer da wenn es gilt anzupacken. In den Gasträumen befinden sich seit dem mehrere TV-Geräte.

Das viele, positive Feedback spornt Brigitte und Jens noch weiter an.Viele Gäste verweilen im Bahnhof Curslack-Neuengamme und feiern sportliche Ereignisse, direkt über Sky oder ganz einfach andere öffentliche Feiertage. Die Ehefrauen können ihre Männer ganz getrost zu einer zünftigen  Fußball-Party zu Jens schicken. Sie sind dort gut aufgehoben!

Weitere Modernisierungen stehen bereits auf seinem Plan: die Sitzbänke bekommen neue Bezüge und einiges mehr. Wer sich gerne ins Freie setzen möchte, der kann sich nach draußen begeben und es sich gut gehen lassen. Der große Biergarten mit über 60 Plätzen lädt in seiner natürlichen Schönheit zum gemütlichen Verweilen ein.Der Gedanke, dass hier früher Züge durch gefahren sind, beflügelt sicher die Gedanken mancher Gäste. Setzen Sie sich ganz einfach in die Gaststätte oder nach draußen und lassen Ihren Gedanken freien Lauf, es lohnt sich. Mit einem Schmunzeln sagt Jens Heimbach:

Vor dem Zollenspieker sind wir die letzte Tankstelle am alten Gleisbett.

Und er hat damit Recht. Haben Sie eine Familienfeier? Oder möchten Sie mit Ihren Freunden und deren Familien einen zünftigen Geburtstag feiern?  Oder alleine die Ruhe genießen? Eventuell auch dort Übernachten? All das ist hier möglich.

Das freundliche Team von Jens Heimbach und Ehefrau Birgitt heißt Sie herzlich willkommen.

Text: VuM Redaktion

Fotos: VuM, Heimbach

Dieser Artikel ist erschienen in Vier- & Marschlande Regionalmagazin Nr. 7 (2/2015)